Pfeifennebel (Pipe Nebula) im Juli/August 2024

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    • Pfeifennebel (Pipe Nebula) im Juli/August 2024

      Hallo liebe Sternfreunde,

      vor einiger Zeit habe ich mir den ASKAR FMA135, ein f4.5/ ED-Triplet-APO, zugelegt.
      War höchste Zeit, ihn durchzutesten. Der erste Versuch ging Richtung Pfeifennebel.
      Etwas mehr möchte ich zu dieser Optik anhand einer Farbaufnahme sagen. Und zwar konnte ich jetzt Anfang August in zwei Nächten
      die Schildwolke aufnehmen. Bin sehr gespannt, wie das geworden ist.
      Hier also der erste Versuch:



      Aufnahmeort: Hennigsdorf/Balkon
      Aufnahmezeit: Nächte v. 29./30.07. , 05./06.08 und 06./07.08 2024
      ZWO ASI294mmPro an ASKAR135 f4.5-APO
      Filter: PrpPlanet642BP, 19 x 5' (Gain120) und 10 x 30" (Gain0), Binning1
      Bedingungen: 1.Nacht: nach Durchzug von Schleierwolken gut; 2.Nacht: Abbruch wegen Schleierwolken; 3.Nacht: sehr gut
      Bearbeitung: PI,PS,NeatImage

      Auf Farbkanalaufnahmen habe ich komplett verzichtet: Die G- und B-Aufnahmen reichen in der Tiefe nie und nimmer an die L-Aufnahmen mit dem ProPlanet heran,
      Objekt stand ja keine 10° über dem Horizont.

      Aus den kurz- und langbelichteten Aufnahmen habe ich in PI ein HDR erstellt.
      Bearbeitung wieder getrennt nach Sterne und Hintergrund.
      Die Fotografie von Dunkelnebeln der Sommermilchstraße ist eine dankbare Angelegenheit, vorausgesetzt, die Dunkelnebel stehen vor den hellen Sternwolken der
      Milchstraße. Ist das nicht der Fall, dann hat man keine Chance. (Beispiel: Dunkelnebel nördlich von Antares - geht von meinem Balkon aus definitiv nicht.)
      Der Pfeifennebel steht da zum Glück vor ausgedehnten Sternwolken.
      Allerdings war Ende Juli die Saison für dieses Objekt fast schon wieder vorbei.
      Das ASKAR135 hat an meiner Kamera ein Aufnahmefeld von 8,6° x 5,2°. Für den Pfeifennebel schon knapp. Hinzu kam, dass im Süden des Aufnahmefeldes dann
      schon die Baumwipfel durchzogen. Das Bild ist daher beschnitten. Wegen der erforderlichen Verkleinerung des Bildes auf 3000px sind die Sterne undersampelt.
      Das ist in der Originalgröße nicht der Fall. Das Bild deckt den Deklinationsbereich zwischen -23,5° und -28,5° etwa ab.

      Wegen des großen Aufnahmefeldes und der geringen Höhe über dem Horizont war es notwendig, eine Kompensation des Bildkontrastes vorzunehmen.
      Das ist zum einen wegen der Abhängigkeit der Extinktion von der Höhe erforderlich, aber auch wegen der größeren Aufhellung des Himmels Richtung Horizont.
      Mit plausiblen Werten für die Höhe (Bildmitte etwa 9,5°) ergibt sich der Unterschied in der Extinktion zwischen oberen und unteren Bildrand

      in Intensitäten ausgedrückt als Verhältnis 1/2 (visuell) bzw. 3/4 (642BP).
      Die Himmelsaufhellung zu Horizont zu lässt sich quantitativ kaum erfassen.
      Im Ergebnis ist der Bildkontrast sehr stark von der Höhe abhängig.
      Die Kompensation lässt sich am einfachsten in PS mit maskierten Ebenen durchführen. Eine kontrastverstärkte Ebene wird maskiert.
      Schön, hier PI und PS Hand in Hand gehen zu lassen:
      In Pixelmath erzeugt folgende Formel eine lineare Verlaufsform, die den Neigungswinkel der Kamera zum Horizont berücksichtigt.
      Ich habe hier 7,3° angenommen, ein guter Mittelwert.

      Hier die Formel in Pixelmath: (cos(a)*ypos()+sin(a)*xpos())/(sin(a)*width()+cos(a)*height()).
      Der Winkel a ist die Kameraneigung in Bogenmaß.

      Das mit PI erzeugte Verlaufsbild lässt sich gut in die Maske(n) der PS-Ebenen zur Weiterbearbeitung einfügen.

      Die Fülle an Dunkelnebel-Strukturen ist erstaunlich. Ich hatte mir auch die Mühe gemacht, diese Nebel nach dem Barnard- bzw. LDN-Katalog zu
      identifizieren. Geschafft hab ich's, aber das Ganze wird dann unübersichtlich. Es sind einfach zu viele.

      Hier ist aber noch ein Ausschnitt der Aufnahme in Originalgröße. Die Sternefülle ist schon enorm:



      Der hellste Stern im Bild ist θ Oph.

      Ich wünsche Euch viele schöne klare Nächte.

      Micha
      Ich bin Michael
      Mein Beobachtungsplatz ist der Balkon meiner Wohnung in der Hennigsdorfer Innenstadt.
      Der Balkon ist in der vierten (obersten) Etage eines Wohnhauses. Er liegt in fast perfekter Südlage mit sehr guter Horizontsicht.
      Meine besondere Leidenschaft gilt der Fotografie weit südlich stehender Objekte.
    • Hallo Micha,

      danke für das Bild und die ausführlichen Erläuterungen.

      Respekt bei der Höhe über Horizont zu fotografieren. Es fehlt sicher noch eine Menge Belichtungszeit, damit das Bild ruhiger wird und das S/N besser.

      Deine Berechnungsformel zur Verlaufsbestimmung des Hintergrundes hast Du woher? Warum funktioniert das DBE-Tool nicht? Das sollte doch auch den Helligkeitsverlauf gut abbilden können?
      Klaren Himmel wünschen

      Antina und Karsten

      astrokarsten.wix.com/farbe-des-universums/

      Astrobin
    • Hallo Karsten,

      ja, mehr Licht ging dieses Jahr nicht mehr. Ich war mit den 95 Minuten brauchbarer Frames aber noch ganz zufrieden.
      Die Pixelmath-Formel habe ich anhand geometrischer Überlegungen hergeleitet. Der Nenner der Formel dient zu
      Normierung. Links oben 0 und rechts unten 1. Das Ganze 7,3° aus der Horizontalen gedreht.
      Das Problem liegt nicht in den Helligkeiten, sondern im Bildkontrast. Extinktion und himmelsaufhellung zum Horizont
      führen beide zu einer Verringerung des Bildkontrastes.
      Rechnerisch lässt sich allenfalls die Extinktion ganz gut ermitteln. Folgende Seite war dabei sehr hilfreich,
      die auf dem Server der Uni Jena liegt:
      Die Extinktion
      Für meinen Fall (oberer Bildrand: h=12.2°, unterer Bildrand 7°) bekommt man für die Extinktion Folgendes:
      Für zwei Sterne gleicher Helligkeit, oben und unten stehend ist die Extinktionsdifferenz 0,82mag im Visuellen und 0,35mag
      beim 642BP (Durchlassbereich 642nm-842nm). Als Extinktionsmaß für die Luftmasse einer Atmosphäre habe ich
      0,28mag (visuell) genommen (wikipedia) (gilt für den Zenit und Meereshöhe, mit meinen 50m über NN geht das schon).
      Im langwelligen Rot bis Nahinfrarot ist das viel günstiger. Ein Wert von 0,12mag für den Zenit lässt sich hier gut aus dem Diagramm ablesen.

      Die Extinktion geht linear mit der Luftmasse. Bei 7° sind das schon 7,5 mal die Luftmasse einer Atmosphäre, und die

      Extinktion 6,5 x 0,28 (v) und 6,5 x 0,12 (BP642) in Magnituden. 6,5, nicht 7,5, weil eine Luftmasse haben wir auch im Zenit!

      Das ist sicher nicht mehr zu vernachlässigen.
      Die zusätzliche Himmelsaufhellung Richtung Horizont lässt sich numerisch kaum ermitteln. Allerdings linear ist sie ganz bestimmt nicht.

      Beide Effekte führen zu einer Verringerung des Bildkontrastes Richtung Horizont.

      Folgendes Verfahren hat sich als sehr gut geeignet erwiesen, den Bildkontast übers Bild zu variieren:

      In PS: Dupliziere die Bildebene und verstärke den Kontrast auf einer Ebene, sagen wir mal 50%. Maskiere eine Ebene (welche ist prinzipiell egal)

      und lade den mit Pixelmath erzeugten Verlauf in die Maske. Nun kann die Maske selbst fast beliebig verändert werden:





      Im Beispiel wird ein nichtlinearer Verlauf erzeugt, Schwarz- und Weißpunkt bleiben aber erhalten.

      Beim Reduzieren der beiden Ebenen wird dann gemischt. Und zwar: Weißwert der Maske -> 100% maskierte Ebene,

      Schwarzwert der Maske -> 100% nicht maskierte Ebene, und dazwischen die Mischformen.

      Wir erhalten also eine Kontraständerung im Bild zwischen 0% und 50%, entsprechend der Maske.

      Der große Vorteil ist, dass ich die Maske so gut modifizieren kann. Ein (gutes) Beispielbild habe ich zum Vergleich daneben liegen.

      Die Angleichung erfolgt eigentlich problemlos.

      Wichtig ist noch, dass das Bild vorher in PI sehr behutsam gestreckt wird. Pixelwerte nahe Null müssenvermieden werden.

      Gut sind kleinste Pixelwerte im Bild von 30/256 (im 8-bit Maß)- die Bearbeutng in PS natürlich 16bit!

      Das Verfahren führt sehr schnell zum Erfolg!


      Viele Grüße


      Micha
      Ich bin Michael
      Mein Beobachtungsplatz ist der Balkon meiner Wohnung in der Hennigsdorfer Innenstadt.
      Der Balkon ist in der vierten (obersten) Etage eines Wohnhauses. Er liegt in fast perfekter Südlage mit sehr guter Horizontsicht.
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