Hallo liebe Sternfreunde,
ich hatte es ja bereits angekündigt: Hier ist das detailierte Bild von der Schildwolke, aufgenommen durch das ASKAR FMA135 ED.
Zu der Optik: Man ist ja doch erst einmal ziemlich skeptisch angesichts der kleinen Öffnung von 30mm. Bei der kleinen Brennweite von
135mm kommt man aber schon auf ein Öffnungsverhältnis von 4,5. Das ist, zuumindest für flächige Objekte sogar lichtstärker als mein f5-APO!
Bei dem Objektiv handelt es sich um einen ED-Triplett-APO. Das APO verfügt über einen Korrektor.
Die optische Leistungsfähigkeit sollen die folgenden Bilder verdeutlichen.
Hier ist zuerst mal das FMA135 an der ASI294mmPro, das sieht schon irgendwie ulkig aus:
Das war der erste Aufbau, bei den Aufnahmen war das Ganze mehr zur Mitte der Plattform montiert. Der Arbeitsabstand beträgt 55mm, das ist sehr großzügig.
Das Fokussieren erfordert einiges Fingerspitzengefühl, aber ist ohne Probleme sehr gut hinzubekommen.
Für das Bild habe ich Aufnahmen in R,G,B,Ha,CLS-CCD,ProPlanet642BP angefertigt.
Und zwar für R,G,B: jeweils 8 x 3' (Gain120) und 10 x 30" (Gain0); für CLS-CCD,ProPlanet642BP: jeweils 8 x 5'(Gain120) und 10 x 30" (Gain0);
Ha: 8 x 5' (Gain390); alle Aufnahmen: Binning1 - Auflösung 8288 x 5644 px.
Leider sind die CLS-CCD-Aufnahmen nicht gut geworden wegen des tiefen Standes zu vorgerückter Nacht. Eine Wiederholung der Aufnahme schaffe ich dies
Jahr nicht mehr. Ich bin mit dem ganzen Geraffel in den Garten umgezogen, da steht die Schildwolke gut hinter den Bäumen versteckt.
Aber auch die Ha- und ProPlanet-Aufnahmen sind nicht in das Bild eingeflossen. Die Ha-frames brachten keine Hintergrunddetails.
Und auf ein LRGB mit den ProPlanet642-Aufnahmen als L-Kanal habe ich hier verzichtzet.
Somit ist das Bild ein reines RGB-Komposit.
Hier das Gesamtbild:
Im Vergleich zu den nachfolgenden Ausschnittsbildern ist das Gesamtbild deutlich mehr gestreckt. Wegen der Verkleinerung auf 3000x2046px
(Faktor 2,76) sieht das in der Vergrößerung nicht so toll aus. Interessant ist der Bildbereich rechts. Wir haben hier relativ schwache diffuse Extinktion durch interstellaren Staub. Die Entfernung dieser Staubwolke ist geringer als die der zahlreichen, scharf umgrenzten Dunkelwolken oben im Bild.
In der Schildwolke befinden sich einige bekannte DeepSky-Objekte: M11, M26, NGC6712.
Nachfolgend sind hier einige Ausschnitte, der Maßstab ist jeweils gekennzeichnet. Die Bildstreckung ist eher moderat.
Auszug 1:
Es ist die Originalgröße. Schön sind die beiden DeepSky-Objekte NGC6712 und IC1295 zu erkennen.
Auszug 2:
Messier 11 sieht schon wie ein Kugelhaufen aus, ist er aber nicht, sondern ein extrem sternreicher offener Haufen. Er gilt als einer
der Schönsten am gesamten Firmament. Im Umkreis sind mehrere Dunkelwolken zu erkennen. Oben im Bild wieder mehr diffuse
Dunkelwolkenstruktur.
Auszug 3:
Im Bild sind drei offene Haufen gekennzeichnet: M26, Trumpler34 und NGC6664 (v.l.n.r.). Der helle Stern am rechten Bildrand ist αSct.
Hier noch zwei Ausschnitte mit höherer Vergrößerung:
Auszug 4:
Damit habe ich dann doch nicht mit gerechnet. Aber dieser kleine planetarische Nebel Minkowski 4-11 (21" Durchmesser) ist wegen seiner grünlichen
Farbe zweifellos zu erkennen. Und das bei 135mm Brennweite!
Auszug 5: doch noch ein Asteroid.
Wie es sich für Monochrom-Kameras gehört, ist (181) Eucharsis in R,G,B getrennt abgebildet. Meist stört ja so was, hier habe ich es drin
gelassen, irgendwie gehört es zum Gesamteindruck.
Übrigens habe ich bei der lockeren Ansammlung hellerer Sterne unterhalb der Bildmitte mal geschaut, ob's vielleicht ein offener Haufen ist.
Das geht ja anhand der genauen Gaia EDR3-Daten ziemlich gut. Ergebnis: keine Korrelation in Eigenbewegung, Parallaxe/Entfernung
bei den helleren Sternen --> kein offener Haufen. (Radialgeschwindigkeiten waren nicht verfügbar)
Soweit die Bilder.
Drei Dinge möchte ich noch ansprechen.
Das erste ist die merkbare Verkippung des Bildes (Tilting). Sie ist deutlich spürbar auf den Original-Frames, jedoch leistet hier der
BlurXTerminator ganze Arbeit. Offenbar ist die KI dieses Programms sehr gut auf solche Bildfehler trainiert worden. Im fertigen Bild ist hiervon nichts mehr zu bemerken. Das kann an einer Verkippung des Flansches liegen. Ich glaube eher, dass diese Verkippung durch die schwereren Anbauten
bei relativ geringer Höhe des Objektes verursacht wird. Den Kreuztest werde ich im Garten, dann hoffentlich mit dem Cirrusnebel machen
und darüber berichten.
Das zweite ist das Undersampling, deutlich bei den schwachen Sternen zu bemerken. Mein Bildmaßstab ist etwa 3,75"/px.
Abhilfe wiederum mit Drizzle: Ergebnis sind 16576 x 11288 Pixel-Dateien. Wohin soll das noch führen. Das ist völlig illusorisch,
diese Sachen auf 3000er Pixelformat runterzurechen.
Andererseits habe ich einmal testweise den BlurXTerminator auf so ein Bild angewandt: Mein neuer Rechenknecht hat eine satte
Viertelstunde geschwitzt!
Drittens, und das ist wirklich interessant:
Wegen der kleinen Öffnung von nur 30mm habe ich mal geschaut, wie groß die Beugungsscheibchen abh. von der Wellenlänge so
ausfallen. Die Näherungsformel für diesen Durchmesser lautet: d=2 * 1,22 * λ / D * f, wobei D=30mm, f=135mm.
Die Ergebnisse sind in nachf. Tabelle zusammengefasst:
λ d(µm) d(px) Halbwert (d)(µm)
Rot 645nm 7,08 3,05 2,99
Grün 540nm 5,93 2,56 2,50
Blau 470nm 5,16 2,22 2,18
642BP 742nm 8,14 3,51 3,44
Die angegebenen Wellenlängen stellen jeweils die Mitte des Durchlassbereiches meiner astronomik-Filter dar.
Für den Halbwert setzt man 0,5145 an Stelle von 1,22 in die obige Formel ein.
Die Durchmesser erscheinen erst einmal sehr groß. Das muss man bei so einer kleinen Öffnung erwarten.
für die Trennung von zwei Sternen ist eher der Halbwert ausschlaggebend (Raleigh-Kriterium, wonach zwei Sterne gleicher Helligkeit
dann noch trennbar sind, wenn sich die Beugungsscheibchen hälftig überlappen, das sind dann aber auch nur noch 1,5 Pixel (im Rot)
So stark beugungseingeschränkt ist das dann doch nicht. Zumal auch mit den Mitteln der modernen Bildverarbeitung noch ganz andere
Sachen getrennt werden können!
in Hinblick auf die Auflösung des Bildes: Sie ist (noch) seeing-begrenzt. Kleiner sollte die Öffnung aber keinesfalls sein.
Für einen merklichen Beugungseinfluss spricht noch folgende Erfahrung mit dem ASKAR:
Die Fokussierung dauert bei großen Wellenlängen (Rot,Ha,ProPlanet) merklich länger. Im grün und blau fand ich schneller einen
eindeutigen Fokus. Bei den großen Wellenlängen möchte man immer wieder hin und her fokussieren, weil man denkt, das müsste doch noch besser hinzubekommen sein. Das könnte an den größeren Beugungsscheibchen liegen.
Es ist aber alles halb so schlimm!
Ich wünsche euch viele schöne klare Nächte
Micha
ich hatte es ja bereits angekündigt: Hier ist das detailierte Bild von der Schildwolke, aufgenommen durch das ASKAR FMA135 ED.
Zu der Optik: Man ist ja doch erst einmal ziemlich skeptisch angesichts der kleinen Öffnung von 30mm. Bei der kleinen Brennweite von
135mm kommt man aber schon auf ein Öffnungsverhältnis von 4,5. Das ist, zuumindest für flächige Objekte sogar lichtstärker als mein f5-APO!
Bei dem Objektiv handelt es sich um einen ED-Triplett-APO. Das APO verfügt über einen Korrektor.
Die optische Leistungsfähigkeit sollen die folgenden Bilder verdeutlichen.
Hier ist zuerst mal das FMA135 an der ASI294mmPro, das sieht schon irgendwie ulkig aus:
Das war der erste Aufbau, bei den Aufnahmen war das Ganze mehr zur Mitte der Plattform montiert. Der Arbeitsabstand beträgt 55mm, das ist sehr großzügig.
Das Fokussieren erfordert einiges Fingerspitzengefühl, aber ist ohne Probleme sehr gut hinzubekommen.
Für das Bild habe ich Aufnahmen in R,G,B,Ha,CLS-CCD,ProPlanet642BP angefertigt.
Und zwar für R,G,B: jeweils 8 x 3' (Gain120) und 10 x 30" (Gain0); für CLS-CCD,ProPlanet642BP: jeweils 8 x 5'(Gain120) und 10 x 30" (Gain0);
Ha: 8 x 5' (Gain390); alle Aufnahmen: Binning1 - Auflösung 8288 x 5644 px.
Leider sind die CLS-CCD-Aufnahmen nicht gut geworden wegen des tiefen Standes zu vorgerückter Nacht. Eine Wiederholung der Aufnahme schaffe ich dies
Jahr nicht mehr. Ich bin mit dem ganzen Geraffel in den Garten umgezogen, da steht die Schildwolke gut hinter den Bäumen versteckt.
Aber auch die Ha- und ProPlanet-Aufnahmen sind nicht in das Bild eingeflossen. Die Ha-frames brachten keine Hintergrunddetails.
Und auf ein LRGB mit den ProPlanet642-Aufnahmen als L-Kanal habe ich hier verzichtzet.
Somit ist das Bild ein reines RGB-Komposit.
Hier das Gesamtbild:
Im Vergleich zu den nachfolgenden Ausschnittsbildern ist das Gesamtbild deutlich mehr gestreckt. Wegen der Verkleinerung auf 3000x2046px
(Faktor 2,76) sieht das in der Vergrößerung nicht so toll aus. Interessant ist der Bildbereich rechts. Wir haben hier relativ schwache diffuse Extinktion durch interstellaren Staub. Die Entfernung dieser Staubwolke ist geringer als die der zahlreichen, scharf umgrenzten Dunkelwolken oben im Bild.
In der Schildwolke befinden sich einige bekannte DeepSky-Objekte: M11, M26, NGC6712.
Nachfolgend sind hier einige Ausschnitte, der Maßstab ist jeweils gekennzeichnet. Die Bildstreckung ist eher moderat.
Auszug 1:
Es ist die Originalgröße. Schön sind die beiden DeepSky-Objekte NGC6712 und IC1295 zu erkennen.
Auszug 2:
Messier 11 sieht schon wie ein Kugelhaufen aus, ist er aber nicht, sondern ein extrem sternreicher offener Haufen. Er gilt als einer
der Schönsten am gesamten Firmament. Im Umkreis sind mehrere Dunkelwolken zu erkennen. Oben im Bild wieder mehr diffuse
Dunkelwolkenstruktur.
Auszug 3:
Im Bild sind drei offene Haufen gekennzeichnet: M26, Trumpler34 und NGC6664 (v.l.n.r.). Der helle Stern am rechten Bildrand ist αSct.
Hier noch zwei Ausschnitte mit höherer Vergrößerung:
Auszug 4:
Damit habe ich dann doch nicht mit gerechnet. Aber dieser kleine planetarische Nebel Minkowski 4-11 (21" Durchmesser) ist wegen seiner grünlichen
Farbe zweifellos zu erkennen. Und das bei 135mm Brennweite!
Auszug 5: doch noch ein Asteroid.
Wie es sich für Monochrom-Kameras gehört, ist (181) Eucharsis in R,G,B getrennt abgebildet. Meist stört ja so was, hier habe ich es drin
gelassen, irgendwie gehört es zum Gesamteindruck.
Übrigens habe ich bei der lockeren Ansammlung hellerer Sterne unterhalb der Bildmitte mal geschaut, ob's vielleicht ein offener Haufen ist.
Das geht ja anhand der genauen Gaia EDR3-Daten ziemlich gut. Ergebnis: keine Korrelation in Eigenbewegung, Parallaxe/Entfernung
bei den helleren Sternen --> kein offener Haufen. (Radialgeschwindigkeiten waren nicht verfügbar)
Soweit die Bilder.
Drei Dinge möchte ich noch ansprechen.
Das erste ist die merkbare Verkippung des Bildes (Tilting). Sie ist deutlich spürbar auf den Original-Frames, jedoch leistet hier der
BlurXTerminator ganze Arbeit. Offenbar ist die KI dieses Programms sehr gut auf solche Bildfehler trainiert worden. Im fertigen Bild ist hiervon nichts mehr zu bemerken. Das kann an einer Verkippung des Flansches liegen. Ich glaube eher, dass diese Verkippung durch die schwereren Anbauten
bei relativ geringer Höhe des Objektes verursacht wird. Den Kreuztest werde ich im Garten, dann hoffentlich mit dem Cirrusnebel machen
und darüber berichten.
Das zweite ist das Undersampling, deutlich bei den schwachen Sternen zu bemerken. Mein Bildmaßstab ist etwa 3,75"/px.
Abhilfe wiederum mit Drizzle: Ergebnis sind 16576 x 11288 Pixel-Dateien. Wohin soll das noch führen. Das ist völlig illusorisch,
diese Sachen auf 3000er Pixelformat runterzurechen.
Andererseits habe ich einmal testweise den BlurXTerminator auf so ein Bild angewandt: Mein neuer Rechenknecht hat eine satte
Viertelstunde geschwitzt!
Drittens, und das ist wirklich interessant:
Wegen der kleinen Öffnung von nur 30mm habe ich mal geschaut, wie groß die Beugungsscheibchen abh. von der Wellenlänge so
ausfallen. Die Näherungsformel für diesen Durchmesser lautet: d=2 * 1,22 * λ / D * f, wobei D=30mm, f=135mm.
Die Ergebnisse sind in nachf. Tabelle zusammengefasst:
λ d(µm) d(px) Halbwert (d)(µm)
Rot 645nm 7,08 3,05 2,99
Grün 540nm 5,93 2,56 2,50
Blau 470nm 5,16 2,22 2,18
642BP 742nm 8,14 3,51 3,44
Die angegebenen Wellenlängen stellen jeweils die Mitte des Durchlassbereiches meiner astronomik-Filter dar.
Für den Halbwert setzt man 0,5145 an Stelle von 1,22 in die obige Formel ein.
Die Durchmesser erscheinen erst einmal sehr groß. Das muss man bei so einer kleinen Öffnung erwarten.
für die Trennung von zwei Sternen ist eher der Halbwert ausschlaggebend (Raleigh-Kriterium, wonach zwei Sterne gleicher Helligkeit
dann noch trennbar sind, wenn sich die Beugungsscheibchen hälftig überlappen, das sind dann aber auch nur noch 1,5 Pixel (im Rot)
So stark beugungseingeschränkt ist das dann doch nicht. Zumal auch mit den Mitteln der modernen Bildverarbeitung noch ganz andere
Sachen getrennt werden können!
in Hinblick auf die Auflösung des Bildes: Sie ist (noch) seeing-begrenzt. Kleiner sollte die Öffnung aber keinesfalls sein.
Für einen merklichen Beugungseinfluss spricht noch folgende Erfahrung mit dem ASKAR:
Die Fokussierung dauert bei großen Wellenlängen (Rot,Ha,ProPlanet) merklich länger. Im grün und blau fand ich schneller einen
eindeutigen Fokus. Bei den großen Wellenlängen möchte man immer wieder hin und her fokussieren, weil man denkt, das müsste doch noch besser hinzubekommen sein. Das könnte an den größeren Beugungsscheibchen liegen.
Es ist aber alles halb so schlimm!
Ich wünsche euch viele schöne klare Nächte
Micha
Ich bin Michael
Mein Beobachtungsplatz ist der Balkon meiner Wohnung in der Hennigsdorfer Innenstadt.
Der Balkon ist in der vierten (obersten) Etage eines Wohnhauses. Er liegt in fast perfekter Südlage mit sehr guter Horizontsicht.
Meine besondere Leidenschaft gilt der Fotografie weit südlich stehender Objekte.
Mein Beobachtungsplatz ist der Balkon meiner Wohnung in der Hennigsdorfer Innenstadt.
Der Balkon ist in der vierten (obersten) Etage eines Wohnhauses. Er liegt in fast perfekter Südlage mit sehr guter Horizontsicht.
Meine besondere Leidenschaft gilt der Fotografie weit südlich stehender Objekte.
Dieser Beitrag wurde bereits 9 mal editiert, zuletzt von Micha314 ()